Im Laufe deiner Schulzeit wirst du dich immer wieder mit dem Thema der Kurzgeschichte auseinandersetzen müssen. Um dich auf dieses Thema vorbereiten zu können, bleibt dir meist nicht viel Zeit, weil dir oft erst ein paar Tage vorher gesagt wird, dass eine Klassenarbeit zu diesem doch etwas umfangreicheren Thema ansteht. Das ist dir mit Sicherheit nicht fremd! Je nach Klassenstufe steigt das Niveau des Inhalts und der Interpretation, aber wenn du die Merkmale kennst, fällt dir das Bearbeiten des Textes schon deutlich leichter, selbst wenn dir eine Kurzgeschichte vorliegt, mit deren Thematik du dich nur schwer auseinandersetzen kannst.
Kennst du den Ursprung der Kurzgeschichte? In den USA wurden speziell für berufstätige Menschen im 19. Jhd. z. B. von Edgar Allen Poe kurze Geschichten mit maximal 1000 Wörtern geschrieben (Shorts-Stories), damit Pendler die Möglichkeit haben, während Ihrer Fahrt zur Arbeit in der U-Bahn etwas zu lesen. Die Fahrzeiten der Arbeiter waren nie sonderlich lang und so hatten sie die Möglichkeit in kurzer Zeit eine ganze Geschichte zu lesen. Zeit für aufwendige Einleitungen und wortreiche Happy Ends gab es da natürlich nicht.
Im Laufe der Jahre wurden diese Geschichten nach Europa importiert und recht schnell in den Deutschunterricht miteinbezogen.
Einige wichtige Autoren von Kurzgeschichten, die dir immer wieder begegnen werden sind:
Wolfgang Borchert („Nachts schlafen die Ratten doch“, „Das Brot“)
Heinrich Böll (Der Bahnhof von Zimpren)
Ilse Aichinger (Fenster-Theater)
Hans Bender (Die Wölfe kommen zurück)
Deine Aufgabe bei Kurzgeschichten:
Deine Aufgabe wird es sein, dich mit dem Aufbau und dem Inhalt auseinandersetzen. Du bekommst unterschiedliche Fragestellungen als Aufgabe mit unterschiedlichen Schwerpunkten, aber das Prinzip ist immer dasselbe:
Die Merkmale der Kurzgeschichte aus dem Text herausfinden, beschreiben und mit den entsprechenden Textstellen belegen.
Je nach Kurzgeschichte liegen alle Merkmale vor, manchmal jedoch nur ein paar. Welche das sind, zeige ich dir weiter unten auf und gebe dir nebenbei noch einige gute Hinweise und Tipps, die du beachten solltest.
Bevor du loslegst, hier noch zwei Tipps zu Beginn:
Tipp 1: Bewaffne dich als erstes mit einem Textmarker! Schon beim ersten Lesen könnten dir markante Textstellen auffallen, die du möglicherweise später gebrauchen könntest.
Tipp 2: Leg dir einen Schmierzettel neben die Geschichte! Die ersten spontanen Gedanken sind meist die Besten. Schreib sie dir auf deinen Schmierzettel, so musst du dir die Ideen nicht merken und wenn du deine Geistesblitze später benötigst, hast du sie parat.
Merkmale einer Kurzgeschichte:
- Unmittelbarer Beginn:
Untypischer Einstieg in die Handlung, du befindest dich gleich mittendrin. Die Situation ist ziemlich durchschnittlich, alltäglich und die Spannung wird sofort aufgebaut.
Geklärt werden gleich schon:
Wer spielt in der Geschichte?
Wo spielt die Geschichte?
Was passiert hier?
In welcher Zeit (wann) spielt die Handlung?
Warum passiert das gerade alles?
- Wenige Hauptpersonen:
Meist sind es nur zwei oder drei Hauptpersonen, nichts Besonderes, eben durchschnittlich und alltäglich, keine Fantasiefiguren oder unrealistische Wesen.
Die Charaktereigenschaften musst du selbst herausfinden und beschreiben, dort steht selten, dass die Personen gut oder böse, geizig oder spendabel, Freundlich oder biestig sind. Namen sind eher selten, meist wird nur „er“ oder „sie“ verwendet.
- Die Handlung:
ist ebenfalls nichts Außergewöhnliches, eher aus dem Alltag gegriffen. Arbeits- oder Familienleben, Streitereien, Geldsorgen, Situationen die eben jeder kennt. Jede Hauptfigur steckt in einem Konflikt (innerer Konflikt) mit sich selbst, aber auch mit einer anderen Figur der Geschichte (äußerer Konflikt).
Der innere Konflikt | Der äußere Konflikt |
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Stell dir vor, deine Eltern geben dir vor, dass du am Wochenende spätestens um Mitternacht zuhause sein musst. Gerade zu dieser Zeit ist es aber auf der Party besonders lustig und du möchtest noch nicht nach Hause. Du überlegst, ob du dich über die Regeln deiner Eltern hinwegsetzen sollst und auf der Party bleibst. Du bemerkst dabei, dass sich doch ein wenig dein Gewissen meldet. Das ist dein persönlicher innerer Konflikt, den du mit dir selbst ausmachen musst. | Du hast dich tatsächlich dazu entschieden, dich über die Regeln deiner Eltern hinwegzusetzen und auf der Party zu bleiben. Morgens um vier kommst du nachhause, etwas angetrunken und deine Eltern warten besorgt und verärgert im Wohnzimmer auf dich. Du weißt, was jetzt kommt! Muss ich dir nun noch weiter erklären, was der äußere Konflikt dieser Situation ist? |
- Die Zeitverhältnisse:
Die Handlung der Kurzgeschichte spielt nur in einem kurzen Zeitraum, meist nur über wenige Stunden, höchstens über ein oder zwei Tage.
- Die Erzählperspektive:
Entweder erzählt die Geschichte eine der Hauptfiguren selbst (Ich-Erzähler) oder ein Beobachter schildert die Handlung mit etwas Abstand (Er-Erzähler).
- Die Sprache:
Die Sprache orientiert sich an den Hauptpersonen und ist deshalb meist Alltagssprache. Zwei angetrunkene Freunde in einer Kneipe sprechen anders miteinander, als Eltern mit ihrem Kind. Solche Unterschiede finden wir ganz speziell in der Kurzgeschichte. Wenn Stilmittel (Metaphern usw.) zu finden sind, dann sind sie auch von enormer Wichtigkeit und müssen erwähnt und beschrieben werden.
- Der Schluss:
Eine Kurzgeschichte hat kein wirkliches Ende, sie endet ebenso offen, wie sie angefangen hat. Du bekommst hier die Möglichkeit, dir selbst ein Happy End auszumalen oder ein dramatisches Ende. „Halboffen“ heißt, ein Stück weit gibt dir die Handlung vor, wie das Ende aussieht und du hast fast keine Alternative. Bei einem „offenen“ Ende hast du immer die Wahl, wie die Geschichte endet.
Einige wichtige Autoren von Kurzgeschichten:
- Wolfgang Borchert („Nachts schlafen die Ratten doch“, „Das Brot“)
- Heinrich Böll (Der Bahnhof von Zimpren)
- Ilse Aichinger (Fenster-Theater)
- Hans Bender (Die Wölfe kommen zurück)
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